Sonntag, 10. Juli, 2022  Aus dem Bereich: Thema Waffen

Japans Waffengewalt sehr niedrig

Japans Waffengewalt sehr niedrig

Weltweit wird das Waffengesetz der jeweiligen Regionen stetig neu ausgehandelt, meist auch, wenn ein Amoklauf oder ein bewaffneter Angriff stattfand. Deutschland gilt als sehr streng, während die Waffengewalt in den USA sehr hoch ausfällt. Ein Land allerdings verbucht fast keine: Japans Waffengewalt ist sehr niedrig. Doch warum ist das so?

Waffengewalt weltweit

Obwohl alle Welt über Deutschland und die USA spricht, stehen beide Länder nicht an der Spitze der Waffengewalt. 2004 stand Brasilien (Südamerika) mit 25.603 Tötungsdelikten durch eine Schusswaffe an der Spitze, dicht gefolgt von Kolumbien mit 21.898 Tötungen. In den USA waren es 10.310, in Deutschland 155.

Doch nun kommt auch Japan ins Gespräch, denn das tödliche Attentat auf den Ex-Regierungschef Shinzo Abe hat schockiert. Dennoch bleibt dies bisher ein Einzelfall, denn Japans Waffengewalt gilt als sehr niedrig. Es lohnt sich also, einen Blick dorthin zu werfen und sich zu fragen, warum das so ist.

Waffengewalt in Japan

Im Gegensatz zu den anderen Ländern liegt Japans aktuelle Statistik bei 0,3 Feuerwaffen pro 100 Einwohner:innen. Zum Vergleich:

  • Deutschland: 19,6
  • US: 120

Woran liegt die niedrige Zahl?

Während viele über das deutsche Waffengesetz monieren, verlieren sie den Blick auf Japans, welches als das strengste der Welt gilt. Dort hält man sich noch sehr nah an dem Gesetz, dass niemand eine Feuerwaffe oder Schwert besitzen soll, sodass es Japaner:innen auch quasi unmöglich ist, einen Waffenschein zu erhalten. Die einzige Ausnahme gilt für den sportlichen oder jägerlichen Nutzen. Hierfür ist es den Sportlern und Jägern allerdings auch nur erlaubt, ein (Luft-)Gewehr zu nutzen, keine Handfeuerwaffen.

Wer einen Waffenschein machen möchte, muss sich durch eine strenge Prüfung arbeiten:

  • Drogentest
  • Teilnahme an einem Tageskurs
  • polizeiliches Führungszeugnis
  • ärztliches Attest über die mentale und körperliche Eignung
  • Durchleuchtung der eigenen Person, Familienangehörigen und Arbeitskollegen (Verbindungen zu extremistischen Gruppen)
  • Treffsicherheit von mindestens 95 Prozent (überwacht durch einen Polizisten)

Weiterhin ist der Waffenschein nur drei Jahre gültig, bis Japaner:innen sich demselben Prüfungsverfahren erneut stellen müssen. Pro Bezirk sind nicht mehr als drei Waffenläden erlaubt.

Für den Besitz und Transport gelten folgende Regeln:

  • Getrennte und verschlossene Tresoraufbewahrung von Waffe und Munition
  • Polizei muss Kenntnis über Aufenthaltsort der Schusswaffe erlangen
  • Munitionskauf wird registriert und nur erlaubt bei Abgabe der leeren Hülsen
  • Jährliche Überprüfung der Schusswaffen durch die Polizei

Für die Polizei gelten ähnlich strenge Regeln: Sie dürfen ihre Dienstwaffe nicht mitnehmen, sondern sie auf ihrer Wache belassen. Und wenn sie sie dabeihaben, setzen sie vermehrt auf den traditionsreichen Kampfsport Kendo, für den sie einen schwarzen Gürtel brauchen.

Illegaler Waffenbesitz fordert in Japan eine Gefängnisstrafe.

Kriminelle setzen auf andere Waffen

Auch wenn selbst die organisierte Kriminalität wenig zu Schusswaffen greift, so bedient sie sich anderen Waffen wie Hieb- und Stichwaffen. Das bedeutet auch nicht, dass es in Japan keine Amokläufe gibt: 2016 starben 19 Menschen durch den Einsatz eines Messers.

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