Donnerstag, 20. August, 2015  Aus dem Bereich: News, News Lokal

Marsberg erholt sich nur langsam

Marsberg

Es war ein Schock, der die kleine sauerländische Gemeinde zusammenzucken ließ, wie es kein Kanonenschlag jemals hätte schaffen können: Als beim Niedermarsberger Schützenfest am 11. Juli zwei der drei Kanonen explodierten, als die traditionellen Salutschüsse zur Eröffnung des dreitägigen Spektakels abgefeuert werden sollten, und Schützenkönig Andre Bieker von einem der herumfliegenden, gusseisernen Metallteile tödlich getroffen wurde, herrschte in der Region zunächst nur eines: Völlige Leere. „Marsberg ist ruhig“, sagte Schützenoberst Michael Martin seinerzeit zur Hamburger Boulevardzeitung „Stern“, „Marsberg ist tot.“

Heute, sechs Wochen nach der Tragödie, ist man im Sauerland bemüht, wieder Normalität einkehren zu lassen. Obgleich: So richtig gelingen will das noch nicht.

Mahnmal an der Unglücksstelle

Ein kaum übersehbares Mahnmal markiert die Stelle des Unglücks. In der sehr katholischen Gegend hat das Schützenfest, genau wie in nahezu allen umliegenden Ortschaften, noch einen sehr hohen Stellenwert. Wochenende für Wochenende lädt eine Bruderschaft nach der anderen zum mehrtägigen Treiben, mit Bier, bunten Trachten – und auch Böllerschüssen. Wobei viele Schützenvereine der umliegenden Ortschaften bereits erklärt haben, in diesem Jahr aus Kondolenz auf letztgenannte zu verzichten. „Steffen hätte sicher nicht gewollt, dass die anderen Schützenvereine ihre Festlichkeiten absagen oder reduzieren,“ sagt dann auch ein Marsberger Schützenfreund, „trotzdem ist es mit den Jahren zuvor nicht vergleichbar.“

Schließlich besuchen sich die Schützen bei ihren jeweiligen Veranstaltungen gegenseitig, tauschen sich aus, trinken und lachen zusammen. „In diesem Jahr hängt seit Anfang Juli eine Art Schleier über allem“, formuliert der Anwohner, der nur wenige Meter Luftlinie von Bieker und dessen Familie entfernt lebte, weiter.

Große Anteilnahme

Entsprechend groß war auch die Anteilnahme mit dem sympathischen 30-Jährigen: Über 1000 Menschen strömten zu seinem Trauergottesdienst in der Marsberger Propsteikirche.

Was genau die tödliche Tragödie auslöste, ist weiter unklar: Einige spekulieren auf eine Überladung Schießpulver im Inneren, andere denken eher an Materialermüdung der nur selten zum Einsatz kommenden, rund 15 Jahre alten Kanonen. Beim Anböllern tags zuvor war noch alles glatt gegangen. Staatsanwalt Klaus Neulken kann noch keine Auskünfte geben: „Es kann Wochen dauern, bis wir Ergebnisse haben.“

Im Beschussamt in Köln werden und wurden infolge der Tragödie von Niedermarsberg derzeit hunderte ähnlicher Kanonen überprüft.

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